Donnerstag, 5. Juni 2008

Come in by Exit

438TrainStation



Als erstes folgt eine sehr seichte, sich einschleichende Form der Erblindung, zunächst formen die Krater in der Iris kleine Landscapes und ihre Tiefen kühlen auf
Zimmertemperatur ab, der Tau in den rabiaten Rissen wird trocken und fällt ab. Am Fuße dieser Tiefe ohne Firmament weilt das
Geäst still und unberührt, und das ihm angewachsene und ihn umgarnende Glockenspiel kommt mit seiner Melodie langsam zum
Ende. Das letzte, unhörbar leise Crescendo ringt in der unterkühlten Windstille um ein paar letzte Akkorde. Als der Fötus sich
streckte und durch die schleimigen, warmen Höhlen nach Licht und Geruch griff, das süße, fette und glänzende Fleisch mit
Aufbrunst sich seiner Heimat entledigte, ohne dass dem ein Gedanke, ein archaischer Rahmen für das, was später Freiheitswille
werden sollte, zu Grunde lag, bließen schwarze ölige Lippen das erste und letzte Mal ihren Atem durch das Geäst, und die
feinen, schäbigen Glöckchen stimmten ihre Melodie an, ohne Thema und Motiv, ein Impuls, ein Crescendo, Auftakt und Ende,
und dazwischen Töne, deren Echos sich wuchernd stapeln, für jede Klangfläche, jede Kaskade ein Äquivalent im Diesseits, exorbitant
und taub für das Glockenspiel. Nur im Syntagma der Ereignisse spiegelt sich das Muster der Melodien, der Kaskaden wider und lässt erahnen,
was sich hinter dem wissenden Lächeln der schwarzen, öligen Lippen verbarg, als sie dem Glockenspiel das kurze Leben einhauchte,
ob sie das Syntagma vor Augen hatte, die kurze, schiere Verkettung der Unbegreiflichkeiten, ob sie Ordnung im Sinn hatte oder
ob jenes matte Grinsen einzig und allein für sich stand.

Als zweites: Die Erblindung wird vollkommen, Wälle aus schwarzem Guss stürzen und brechen die Kratermauern und lassen
barsches schwarzes Gelee gewähren. Der Garten am Fuße der Krater kommt zum Erliegen, der Verdacht kommt auf, jenes Gelee auf den Lippen
gesehen zu haben, welche der Befreiung des Fötus still und klammheimlich beigewohnt hatten. Das gleiche matte Glänzen,
als wäre es erst vor kurzem aufgetragen worden, und zwar dicht genug, um das zarte, geflissentliche Rosa zu einem Schwarz zu
verdichten, das sich der Iris aufgezwungen hatte und über dem einzigen absoluten Hauch ein schwarzes Wort gesprochen hatte,
dem das gequält um Echo ringende Crescendo nichts entgegenzusetzen hat. Die Windstille hält an, die letzten drei Glocken
zucken in einer rabiaten Tonika, zwei hohe Schellen ersterben und überlassen einem letzten breiten Glockenzylinder das Zepter.
Der Schlussakt des Syntagmas kann erhebend sein, kann als befreiende Geste statt finden, als ein Akt der Hilfe, ein Akt der
Liebe, der Zuneigung, vielleicht der letzten großen Enttäuschung, des letzten Kopfschüttelns und der Ratlosigkeit, ein Hauch
von Optimismus, vll sogar empfundener Sinn und dumpfe Zufriedenheit, er ist grenzenlos und zugleich ein lächelndes Loslassen der Melodie und die Versöhnung
mit dem zu Tode gequälten Crescendo. Doch genau wie der letzte Glockenzylinder kommt auch seine emotionale Äquivalenz
zum Erliegen, und alles, was bleibt, ist Erinnerung, an Echokaskaden und der wütende Blick auf die öligen Lippen bebt und zetert, jene öligen, schwarzen Lippen, die den
ruhenden Kopf des Säuglings küssten, ehe er beschloss rauszugehen und zu sterben. Die Metasprache des Syntagmas
wird stumm, das Gefühl wird also taub, Mutter, und das schwarze Wort überlässt Dekaden des Lebens der Erinnerung.
Vielleicht ist diese nur der nächste, der höhere Code, die erweiterte Metasprache, die nun in sich ruhen kann und mit stillem
wissenden Auge auf Auftakt und Ende zurückblickt, auf Glockengewirr dazwischen, mit Schelme auf den Lippen, die verdächtig an das ölige, rußig-schwarze Lächeln
erinnern. Die Kapuze wird tief ins Gesicht gezogen und zwei Züge dürfen von dannen ziehen, ohne Grund darf die Zeit verstreichen
und mit innerhalb dieser Stunden, die in sich ruhen, verliert der Blick in die Leere seine Tragik, und der neue Metacode hat sich etabliert.
Ich weiß noch, wie......

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