Freitag, 3. April 2009

Welcome back to the land of the living

Der schlierenhafte Dunst senkt sich. Langsam, von den Baumenden hinab kommt er näher und bettet ein. Man gehört nicht hier her, und die in Rinde und Schlamm eingewobenen Phantasmen materialisieren sich, weil meine heutige Präsenz hier nicht geplant war, sie mustern mich durch Fenster einer Mauer, die mir bescheinigt, noch nicht eintreten zu dürfen. Ich spüre, ich fühle die Debatte, die um mein Zutun geführt wird, ob ich eintreten darf, ob ich einen Blick riskieren darf. Ich bebe vor Erregung, denn dieses Mal will ich meinen Beitrag in diesen Dunst nicht einspeisen, ich will wandern dürfen, ich habe das Gefühl, mir diese Wanderung verdient zu haben, durch all die Aufmerksamkeit, die diesen Lichtungen galt. Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr ich mir diesen letzten Spaziergang wünsche, denn ich weiß nicht, was folgen wird. Es ist das letzte Mal, dass ich hier bin, und ich bin auf Güte angewiesen, die gegenstandslos ist, die mich gewähren lässt und meine Angst achtet, als ob sie das letzte Extrakt, die finale Synopsis wäre, mit der ich mir ein paar freie Minuten in diesem Wald erkaufen kann. Denn nichts anderes ist sie. Gefahren als Gelegenheiten mißzuverstehen, verloren gehen zu dürfen, galt nur abseits dieser Mauern als Tugend. Innerhalb ihrer werden auch meine letzten Sinne den kaltblütigen, monströsen Äther wahrnehmen, von dessen Wurzeln die Zweige zeugen, und ich werde etwas sehen, das so abscheulich ist, dass ich mir nur durch meine Sturheit diesen innigen Wunsch erklären kann, für ein paar Minuten wandern zu dürfen. Es kümmert sie nicht, dass ich ihnen den Rücken zugekehrt habe, weder beleidigt noch berührt sie meine Abkehr, sie denken und fühlen nicht in Kategorien von Verrat und Flucht. Ich habe hier Bewußtsein gestiftet, das war mein Beitrag zu diesem Dunst, meine Funktion. Meine Hingabe schwindet. Sie werden Ersatz für meine Augen finden, aber bevor ich gehe, will ich ein einziges Mal sehen dürfen, woraus diese Bäume, dieser Dunst wirklich gemacht sind. Ein Gnadengesuch verweigerten, inständigen Durstes nach Mehr. Aber sie haben nichts von meiner Neugier zu fürchten. Meine Augen sind unfähig, das wahre Wesen der Lichtungen zu erkennen, und so beschränkt sich dieses bittere Gesuch lediglich auf den Wunsch, einmal diese Luft atmen zu dürfen. Und so fragen sie mich, ob ich sicher bin, und ich sage ja, und die stecknadelgroßen, flambierten Augen weichen von der Lichtung. Ich darf wandern und meine Sinne als in sich selbst ruhendes, nüchternes Medium in diesem Wald entfalten. All diese Angst, all dieses eingesickerte Blut, meine Füße sind leicht, als sie über die laubübersäte Erde wandern. Ich gedenke den Irrtümern, die am Anfang standen und mein falsches, verliebt anmutendes Zutun. Ich war nie von Bedeutung für diese Lichtungen. Weil mein Eingeständnis dem Wald seine Würde zurückgibt, gewähren sie mir diese paar Minuten, auf dass ich verstehe, dass meine Angst berechtigt war. Ich hatte ein vollkommen falsches Bild von diesem Ort. Ich dachte, ich wäre willkommen, ich dachte, dieser Ort wäre progressiv, dabei ist er bereits vollendet im Sinne einer Endgültigkeit, die keine Modifikation mehr zulässt. Tote Zweige. Missgedeutete, fiebrige Zeichen von Leben. Dabei lag es die ganze Zeit auf der Hand.

This Place is Death.

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