Dienstag, 26. Februar 2008

Paul Hill

Paul Hill stand mit glühenden Knochen und einer Nagelfeile zwischen den Zähnen barfüßig, rußbeschmiert und zerzaust am Fuße der Wiese und hielt die Rede.
Eine Faltenhose aus kirschfarbener Scheiße hing zitternd an den Beckenknochen, robbte, rieb im Wind, schmückte sich mit Adern und Aterien,
sein magerer Jungenkörper ragte empor und bot Stirn, ein Wulst aus faulen Zähnen, einem Angekommensein und einer väterlichen Schuld, zusammengeworfen
in pinkem Dreck, der in seinen Wimpern klebte wie Friedhofserde, strahlend, leuchtend, der Sieger ganzer Jahrhunderte, mit einer feuchten Knolle zwischen
Daumen und Zeigefinger, auf dem alle gesprochenen Worte aller Jahrhunderte in einem schwarzen Tintenfleck zusammengeflossen waren. Unser Erbe, Mutter,
eingeseift, gesalbt, in minutelanger Vorsicht, Zentimeter für Zentimeter in ihre vergrätzten Fotzen geschoben worden, durch diese eine jene goldene Hand.
Jene warf er in die Höhe, riss sich die Haare aus und streute sie über die gläsernen Glashalme. Seine unschuldigen, weißen Füße brünstig in den Splittern reibend, die sich
michligklar bis ans Ende seiner Welt erstreckten. Jede Geste galt ihnen allen, jeden Unmut warf er mit bizarren Grimassen in die Leere zurück, wild und schäbig,
einsam und entschlossen, die Stirn in tausend Falten gelegt, das Fleisch von den Knochen geschnitten. Was einst eine aufgedunsene, stolze Brust war glich nun
einem in sich zusammengefallenem, verrottetem Nest aus Rippen, aus dem kleine schwarze Flammen züngelten, wo einst der fleischige Wanst seiner Oberarme
rötete und schwammig geworden war über die letzten Jahre, klaffte eine klitorale Wunde mit Reißzähnen und schmunzelte über jedes genuschelte Wort des Paul
Hill. Er sprach von Einigkeit, er sprach von Wahrheit, von Hoheit, von gesenkten Köpfen und erhobenen Fäustern und stopfte sich das blutbekleckerte Glas ins Maul,
bis es die Wangen von innen durchfranste und die Hautfetzen von seinem Grinsen herabhingen wie unsorgsam gehisste Flaggen, der Status Quo der ewigen Fäulnis
gepriesen und gewürdigt in seinem Trotz.
Er sprach, er schrie, er tobte, er hielt den feuchten Knollen zur Sonne hinauf, sein Lament, so Hill, erbarme sich jedweder Melodie, jedwedem Licht, grauer Nervensaft
stößt er gurgelnd, kotzend hervor, durchzuckt von kleinen, pinken Blitzen, er sammelt sich kurz, seine rudimentäre Iris blinzelt wild und sucht sich im gläsernen Gestrüpp, findet das
verzogene, gebrochene Abbild schiefer, schwitziger Falten, die klitorale Wunde bleckt die Zähne und umschließt schmatzend, vornübergebeugt die schrumpelige
Eichel und liebkost und karessiert rosenkranzartig, der Kreis schließt sich, ein Paul Hill schöpft seufzend Kraft und schmeißt die Hände in die Höhe, er sprach,
er schrie, er tobte, er hielt den feuchten Knollen zur Sonne erneut auf. Der Status Quo der ewigen Fäulnis, gepriesen und gewürdigt in seinem Trotz.
konner - 14. Mär, 06:22

i salute you! komme heut aus dem krankenhaus zurück... gibt eine menge zu berichten.
was den text angeht: huldig!! freue mich darauf bald mehr davon zu lesen. :)

love, peace & empathy.

Farbenwerferin - 12. Jun, 13:52

Leckerbissen

Aufgrund der Wortgewalt bin ich bezüglich dieses Textes ein stiller Fan. Eines meiner Lieblingswerke von dir.

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